Das Theater und ich (Teil 1)

Lange wusste ich nicht, dass mir etwas fehlt und selbst wenn ich es gewusst hätte, wäre ich nie drauf gekommen, dass es das Theater ist. Schon als kleines Kind war ich dem Theater quasi verfallen und das nicht nur aus der Sicht des Zuschauers. Theater ist mehr, als nur das Schauen eines Stückes, Theater ist, wenn man Freudensprünge macht, weil man ein Teil des Ensembles sein darf und sei die Rolle auch noch so klein, Theater ist die Freude am gemeinsamen entwickeln des Bühnenbildes, der Kostüme und des Stückes, Theater sind die Pannen während den Proben und die Gemeinschaft, mit deren Hilfe man es immer weiter über die eigenen Grenzen hinaus schafft. Theater ist die Aufregung vor jeder einzelnen Aufführung, Theater ist die stetige Veränderung und Verbesserung der eigenen Rolle bis hin zur allerletzten Minute des Stückes, Theater ist das überwältigende Glücksgefühl, wenn die Anspannung von einem abfällt und es keine Rolle auf der Bühne mehr gibt, sondern eine ganz neue Figur entsteht, in der das eigene ich für eine gewisse Zeit verschwinden kann, Theater ist die Chance, dem Alltag für einen Augenblick zu entfliehen doch Theater ist nicht zuletzt auch der berauschende Applaus am Ende jeder Vorstellung, d er einen alles um sich herum vergessen lässt. Theater ist kurzum viel mehr, als ein bloßes Stück und all das fange ich erst jetzt an zu realisieren, im Unterbewusstsein wusste ich es schon lange, doch ich habe Theater nie als das wahrgenommen, was es für mich wirklich ist.

©Julieenjoyslife

Gedanken 6

Wer seine Träume aus den Augen verliert, verliert sich selbst. 

Toleranz (Briefe an M. 1.)

Hey M. eigentlich wollte ich dir schon vor etwa zwei Stunden schreiben, aber irgendwie kam mir doch wieder dieses Ding Namens Leben dazwischen. Ich kann dir nicht genau sagen, warum ich dir das erzähle, aber irgendwie drängt es mich doch, das alles aufzuschreiben und deine Meinung dazu zu hören. Man hat mich missverstanden, komplett missverstanden. Waren meine Gedanken wirklich so unsortiert, als dass ich mich nicht ordentlich ausdrücken konnte? Also nicht, dass ich nicht wusste was ich sagen sollte oder keine Worte dafür fand und doch entsprach das, was ich schlussendlich von mir gab keineswegs dem, was ich ursprünglich dachte. Aber Toleranz und Rassismus sind eben auch keine einfachen Themen. Sage mir, wo genau liegt eigentlich die Grenze zwischen Toleranz und Rassismus, wo hört das eine auf und wo beginnt das andere? Toleranz, so ein einfaches Wort und doch so schwierig zu erfüllen. Wäre ich tolerant, wenn neben mir neue Nachbarn mit Migrationshintergrund einziehen würden und ich, einfach aus Freundlichkeit diese näher kennen lernen möchte? Oder bin ich gerade deshalb eben rassistisch, weil ich mich nicht näher mit deren Kultur oder Lebensweise beschäftigt habe, bevor ich zu ihnen an die Haustür ging und klingelte, um mich vorzustellen. Ich würde aus reiner Freundlichkeit und Offenheit, neue Leute kennen zu lernen so handeln, ohne groß über mein eventuelles Fehlverhalten nachzudenken. Dabei könnte ich genau durch dieses Verhalten meine neuen Nachbarn kränken oder gar innerlich verletzten, da sie aus ihrer Kultur eben vielleicht ganz anderen Umgang mit ihren Nachbarn gewöhnt sind. Liege ich also falsch, wenn ich sage ich kann nur jemandem gegenüber wirklich absolut tolerant sein, wenn dieser mir die Chance dazu gibt, ihn kennen zu lernen? Und das ist der Punkt an dem man mich absolut missverstand. Natürlich ist meine Grundauffassung der Toleranz, dass ich tolerant bin , wenn ich jemanden auf der Straße sehe, den ich noch nie zuvor gesehen habe, und mir beim Anblick dieser Person nicht mehr denke, als dass ich denjenigen mir gegenüber so wie ich ihn gerade vor mir sehe akzeptiere, auch wenn ich ihn nicht kenne, und das gänzlich ohne Hintergedanken. Und gerade hier liegt für mich die Schwierigkeit, wie kann ich diese eben so leicht daher geschriebene Aussage über Toleranz wie sie in der Theorie sein sollte in die Tat umsetzen? Hat nicht jeder irgendwo Hintergedanken, wenn er eine fremde Person sieht? Wir werden von der Gesellschaft so weit geprägt, als dass ein Leben ohne Vorurteile gar nicht mehr möglich wäre. Und eben gerade, um diese Vorurteile aus der Welt zu schaffen, müsste man mir doch die Chance geben, meine Mitmenschen kennen zu lernen, als dass ich sie nicht weiter auf Vorurteilen als unfreundlich oder seltsam abstempele, sondern mir ganz allein auf der Persönlichkeit dieser Person ein eigenes, individuelles Bild von ihr machen kann, oder etwa nicht? Diese Ausschweifung ist natürlich nur ein kleiner Gedanken aus der schier unüberblickbaren Weite des Begriffes Toleranz und doch beschäftig mich diese Frage nun schon seit Stunden, wahrscheinlich hat mich gerade die Tatsache dass man mich so missverstand wachgerüttelt, mich gedanklich mit diesem Thema auseinander zu setzten. Weißt du M., dies ist natürlich nur ein einzelnes Beispiel und doch würde mich deine Meinung zu diesem wirklich interessieren, denn es lässt mich einfach nicht los und wird mich wohl auch noch eine Weile weiter beschäftigen.